Wo ist dein Schatz?

BRIEF AUS GRANDCHAMP 2023

Kalligraphie „Innere Stille © Ateliers et Presses de Taizé

„Deswegen sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben …

Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, dann wird euch alles andere dazugegeben.“ (Mt 6,25-34)

 

Dies ist das Thema, mit dem wir uns dieses Jahr an unserem Schwesternrat auseinandergesetzt haben. Aus ihrem Zusammenhang gerissen scheint Jesu Aufforderung schon recht naiv zu sein! Doch davor ist zu lesen: „Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz“ (Vers 21) und vor allem: „Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott UND dem Mammon“ (Vers 24). Erst wenn wir wissen, welchem Herrn wir dienen wollen, bekommen diese Worte ihren wahren Sinn.

Beim Leben, das Jesus hier anspricht, geht es um das griechische Wort „psyche“, also um die Seele, den Geist – und nicht um „bios“, das biologische Leben. Gott dienen heisst unseren Geschwistern zu dienen, sich um all die zu kümmern, die hungern, und zwar nicht nur nach Brot! Das ist, was Jesus getan hat und wozu er uns einlädt (Mt 25,40). Unsere Seele ernährt sich von dem, was sie verschenkt. Darin besteht unser Schatz.

Auch der Leib ist in einem weiteren Sinn zu verstehen als nur der, der nach Kleidung verlangt. Der Leib ermöglicht uns, in Beziehung zu treten zur Welt, zu den anderen, zu Gott und zu uns selbst. Unseren Platz finden, ohne ihn zu suchen, da er uns ja schon ge- schenkt ist. Nichts wird uns unserer Verdienste wegen gegeben, sondern alles aus freier Liebe. Im Einklang leben mit diesem inneren Meister, dem Göttlichen, führt uns dazu, gerechter zu leben, in gerechten Beziehungen. Ist dies nicht die Tür zu Gottes Reich?

Die Qualität unserer Beziehungen misst sich an der Qualität unseres Zuhörens. Zuhören führt zu Achtsamkeit und Wohlwollen, zum Respekt gegenüber den Gedanken und Worten der anderen und den Gedanken und Worten Gottes in ihnen. Es ist dann fast wie der Besuch Marias bei Elisabeth (Lk 1,39-45). Die andere wird in ihrem tiefsten Wesen erkannt. Wesentlich in einer Beziehung ist, dass alle sich als einzigartig und unersetzlich fühlen können, auf dem Weg zur Ganzheit des Wesens. Solche Besuche nähren uns, erfüllen uns, machen uns zu Schöpferinnen und Schöpfern des Reiches Gottes. Bewahren wir also die Unterschiede, die uns so bereichern.

Es geht hier um die Aufforderung, das Innerste, das Wesentliche zu pflegen: „Möge die Gnade nicht aus dem Antlitz meiner Schwester/meines Bruders weichen“ (ein Wüstenvater). In den unruhigen Zeiten, in denen wir leben, dieses einzig Notwendige suchen. Zuhören, das ist es, was wir im Gebet, im Lobpreis und auch in der Arbeit versuchen zu leben. Möge unsere Art zu leben Gott erlauben, in uns der Schatz zu sein, von dem wir leben und den wir mit anderen teilen.

Im gemeinsamen Leben (in den Beziehungen also, in denen wir mit der Gegenwart der anderen konfrontiert sind) lernen wir beten, arbeiten und wachsen. Aus allem, was unter uns geschieht, können wir lernen. Selbst aus den Konflikten, den Missver- ständnissen und unseren eigenen Reaktionen darauf. Dies sind Gelegenheiten, die uns geschenkt sind, unserer Identität, unserem „Ursprungs-Ich“ entgegenzuwachsen, wie Maurice Zundel sagt. Sie lassen sichtbar werden, was vom „Ererbten-Ich“ noch in uns kleben bleibt. Die anderen sind Spiegel, die mir zeigen, wo ich mich befinde: auf dem Weg zur Freiheit der Kinder Gottes oder noch in meinem inneren Gefängnis? (Mt 25,35- 36) Wo befinde ich mich auf dem Weg der Seligpreisungen?

„Sorgt euch nicht …“ Es ist normal, Angst zu haben, vor den anderen, vor mir selbst. Das Ich hat Angst. Es sieht schnell, was fehlt, wo das Problem liegt bei den anderen und in der Welt. Aber meist geht es eigentlich um meine eigenen Schwachstellen und Schwierigkeiten. Wovor fürchte ich mich wirklich? Vor dem Unbekannten, aber auch vor dem allzu Bekannten, vor der Gewohnheit, die zur Fessel geworden ist… Erkennen und annehmen. Sich nicht dagegenstemmen, sondern „damit“ arbeiten. Denn dies lässt mich lernen und führt mir die Wahrheit über mich vor Augen. Mit all dem gilt es dann zurückzukehren in die Gegenwart des Ganz-Anderen und der Mitmenschen. Wenn ich Gott zu meinem Herrn erwählt habe, brauche ich nichts zu befürchten. „Dann wird uns alles andere dazugegeben.“

Weitergehen, trotz allem, was uns Sorgen macht, trotz aller Begrenzungen durch unsere Gedanken und Ängste. Während einer Retraite forderte uns fr. Richard von Taizé auf, unsere gewohnten Gedankengänge zu verlassen: „Die Fülle des Reiches Gottes hängt an dieser neuen Art zu denken. Sie stellt die neuen Schläuche für den neuen Wein dar.“ Das Neue, das da geboren wird, ist das spirituelle Kind. Es ist da, in mir, aber ich muss ihm auch Aufmerksamkeit schenken. Denn da ist das Reich Gottes!

Leben wir also im Bewusstsein, dass wir als Ebenbild Gottes geschaffen sind, ihm ähnlich. Das bedeutet, dass uns die Fähigkeit gegeben ist, wie Gott zu handeln, zu leben und zu sein! Daran lohnt es sich zu denken, wenn die Angst kommt. Nehmen wir uns an in diesem grenzenlosen Wert, in dieser grenzenlosen Würde? Sie spiegeln sich im unendlich Kleinen und Diskreten eines Blicks wider, der auf uns hofft, eines Lächelns, das uns die Freude am Leben zurückgibt, einer kleinen Unterstützung, die auf das Acht gibt, was wir sind. Werden wir in der Art, wie wir leben, die neuen Schläuche sein, die mithelfen, Gott offenbar werden zu lassen?

Die aktuelle weltweite Krise betrifft auch den Glauben, das Christentum und die Kirche. Welchen Ruf hören wir darin für heute und die Zukunft? Sollen wir nicht einfach Tag für Tag weiterhin auf das Wesentliche achten, auf unseren Schatz, auf die Qualität unserer Beziehungen? Kein neuer Wein in alte Schläuche! Zeit der Wahrheit! Der Schleier zwischen der unsichtbaren und der sichtbaren Welt wird durchscheinender, und wir haben den Eindruck, dass die Gnade reichlicher fliesst. Immer mehr Menschen suchen nach einem geistlichen Leben, vielleicht in einer anderen Form als der uns

„bekannten“, aber dennoch auf der Suche danach, Gott zu dienen … Vertrauen!

„Suchet zuerst Gottes Reich und seine Gerechtigkeit, dann wird euch alles andere dazugegeben.“

 

Sr. Anne-Emmanuell

Es ist nur der Atem der Liebe, der die Welt zusammenhält. Alles, was um uns herum im Getöse der Nachrichten lärmt, markiert die genaue Grenze dessen, was nicht wichtig ist. Wenn sich die Erde dreht, liegt das an den tausenden Taten der Liebe, die tausende von Männern und Frauen vollbringen, die morgens den Bund zwischen Erde und Himmel erneuern – trotz allem! Die Männer und Frauen, die sich um den Teil der Realität kümmern, der ihnen anvertraut ist – ihre Kinder, ihre Häuser, ihre Orte, ihre Arbeitsplätze – retten so jeden Morgen die Welt, trotz allem.

Christiane Singer, L’Urgence d’aimer

 

Dieses Zitat ist ein Echo dessen, was wir leben möchten: die Liebe in den Gesten des Alltags fliessen lassen. Der Teil der Realität, der uns anvertraut ist, wird so zu vielfältiger Musik

Sr. Gabrielle wohnt in Neuchâtel in einem Heim für Menschen mit Behinderung. Sie berichtet uns:

„Sorgt euch nicht um euer Leben.“ Im Foyer Handicap in Neuchâtel, wo ich lebe, sind wir jeden Tag mit der Zerbrechlichkeit des Lebens und unseren Grenzen kon- frontiert. Die Sorge um das Leben ist oft so heftig, so wesentlich und so verständlich, dass wir nur auf den Spitzen unseres Herzens vorangehen können.

Wie wichtig ist es also, nach und nach zu lernen, wie wir leben und mit unseren Grenzen und denen der anderen weitergehen können.

Aber das Leben ist nicht nur Zerbrechlichkeit und Grenzen, es ist auch Schön- heit, Gabe, Annahme und Austausch.

Auch wenn ich jeden Tag Pflege und Hilfe erhalten muss, kümmere ich mich auch darum, was in meinem Leben gut läuft, und ich achte darauf, meine Ressourcen zu entdecken. Eines Tages habe ich entdeckt, dass meine Grenzen wie ein Mutterleib sind, wie ein Lebensraum, und dass ich innerhalb dieser Grenzen leben, mich bewegen kann. Dieser Raum ist nicht starr, meine Grenzen können sich ausweiten, weich werden, aber eben aus dem Inneren heraus und sanft. Das Leben ist Gabe.

Im Heim z. B. kann ich dies leben, in Freundschaft, gegenseitiger Hilfe, und ebenso im Zuhören und im Austauschen. Ich kann diese Erfahrung auch im Chor machen, den ich zu meiner Freude vor einigen Jahren gründen durfte. Ich nehme ebenso wahr, dass das Leben Gabe ist, wenn die „Sonne“ wieder aufgeht nach den Schwierigkeiten, die den Himmel unseres Lebens stark verdüstern können.

Das Reich Gottes ist für mich die Gegenwart Gottes im Herzen unseres Lebens. Das Reich Gottes suchen, das ist aufbrechen, sich auf den Weg machen, den Weg der Liebe, der Hoffnung und des Vertrauens. 

Die Behinderung lädt uns oft dazu ein, einander zu unterstützen. Dies nährt die Hoffnung, dass unser Leben einen Sinn hat, trotz allem. Und wenn wir im Laufe der Zeit die Unabhängigkeit verlieren, bedeutet dies nicht, dass wir auch unsere Autonomie verlieren, diese Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, einen Weg zu wählen, der nach Leben schmeckt, an die miteinander geteilte Liebe zu glauben. Zu glauben, dass Hoffnung kein leeres Wort ist, und dass Vertrauen möglich ist, auch wenn es jeden Morgen neu definiert werden muss.

Es ist wahr, dass wir aufrecht sein können, selbst wenn wir im Rollstuhl sitzen!

„Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit.“ Dieses Wort bleibt in mir wie ein Samen, und ich bin berufen, mich um ihn zu kümmern und ihn Frucht bringen zu lassen. Diese Früchte laden mich zum Teilen ein.

Sr. Gabrielle

Unsere Berufung zu Versöhnung und Einheit wird im alltäglichen gemeinsa- men Leben konkret. Sie sensibilisiert uns für das, was wir in uns tragen, Ergebnis unserer Erziehung und unserer Kultur, unsere „kulturellen Archive“. Es war uns wichtig, dessen mehr bewusst zu werden. Kanyana Mutombo (Leiter der Afrikanischen Volkshochschule in Genf) und Thierry Genevey (Jungianischer Psychiater) ermöglichten es uns, uns mit dem Thema Ausgrenzung und Rassismus in uns und unter uns auseinanderzusetzen. Mutombo begann damit, uns zu beruhigen: Vorurteile und Befürchtungen unbekannten oder fremden Personen gegenüber sind normale Reaktionen. Pro- blematisch werden diese, wenn wir an- deren begegnen, ohne unser Urteil anzupassen. Dann besteht die Gefahr der Diskriminierung, indem wir die andersartige Person ausgrenzen.

Rassismus – ein Begriff, der an sich ungeeignet ist, da es nur eine Rasse gibt, die menschliche Rasse – ist eine Ideologie, deren Thesen auf der vermeintlichen Minderwertigkeit oder Überlegenheit einer Person beruhen. Hierarchische Einstufungen können daraus erfolgen: nach Hautfarbe, Religionszugehörigkeit, Geschlecht, Land…

Er erinnerte uns daran, dass die Menschheit vor etwa 300 000 Jahren in Afrika geboren wurde. Erst vor 20 000 Jahren begann die Haut heller zu werden. Machen wir uns genug bewusst, dass die Vorfahren der gesamten Menschheit schwarz waren?

Ohne es zu wollen und zu wissen, können wir rassistische Verhaltensweisen an den Tag legen. Wir müssen wagen, uns selbst in Frage zu stellen, um aus den Paradigmen von Überlegenheit und Minderwertigkeit auszubrechen, die unbewusst in uns wohnen.

In unserem Wunsch, immer mehr zur Einheit zu kommen und gleichzeitig die Einzigartigkeit jeder Person zu wahren, wurden wir durch die Entdeckung des Prinzips von Ubuntu, einer uralten afrikanischen Weisheit, bereichert.

„Ich bin, weil du bist.“

Ohne dich kann ich nicht existieren. Den anderen/die andere abzulehnen, bedeutet, sich selbst abzulehnen.

Ein bemerkenswertes Detail aus den Bantusprachen, die in weiten Teilen Afrikas gesprochen werden, hat uns in unserem Engagement für die Einfachheit unseres Lebens angesprochen. In diesen Sprachen existiert das Verb haben nicht. Stattdessen sagt man sein mit, z. B. nicht „Ich habe ein Haus“, sondern „Ich bin mit einem Haus“. Beziehungen vor Besitz zu stellen verändert die Art und Weise, wie wir uns in der Welt verorten!

Nelson Mandela und Desmond Tutu hatten diese Weisheit verinnerlicht. Sie war ihnen Stütze im Kampf gegen die Apartheit.

Th. Genevey betonte, wie sehr die Begegnung mit den anderen ein „Risiko“ birgt: das Risiko, uns zu verändern. Angst ist ein Schutz, um die eigene Integrität zu bewahren. Wenn es darum geht, sich zu schützen, ist es legitim, sich zu verteidi- gen, klare Grenzen zu ziehen, und auszuschliessen. Aber in uns allen gibt es einen tieferen Bereich, der weiss, dass er geliebt ist, „das Selbst“. Wenn es unser Leben leitet, wird die Begegnung mit den ande- ren zu etwas Erwünschtem und zu einer Quelle des Reichtums.

 

Wir sind dem Ruf nach Sainte-Mère-Église gefolgt, um dort mit den Schwestern des Karmels St. Joseph als eine ökumenische Fraternität eine Präsenz des Gebets zu leben. Sr. Pascale berichtet:

Als wir in der Normandie ankamen, stellten wir erstaunt fest, welchen Eindruck die Landung der Alliierten vom 6. Juni 1944 bis heute in der Bevölkerung hinterlassen hat. Überall weisen grosse Schilder und Denkmäler darauf hin. Diese Erinnerung richtet sich in die Vergangenheit, eine Vergangenheit des Krieges. Wir verstanden besser, wie das Projekt der „Grange de la Paix“ (Scheune des Friedens) Gestalt angenommen hat. Man könnte es so ausdrücken: „Wie können wir der Vergangenheit gedenken, um gut in der Gegenwart zu leben und eine Zukunft des Friedens vorzubereiten?“

Der Bischof der Diözese hatte keine Mittel, um das Projekt in die Wege zu leiten.

Dennoch vertraute er: „Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit … Sorgt euch nicht …“ Das Projekt schien uns im Einklang mit der Suche nach dem Reich Gottes und mit dem, was wir in der Kommunität leben wollen. Möge Friede und Gerechtigkeit in die Welt kommen:

„Selig sind, die Frieden stiften …“

Die erste Herausforderung war, uns mit der „Scheune“ vertraut zu machen (ein altes Bauernhaus, das von Grund auf renoviert wurde), und mit dem Leitungsteam, welches das Projekt trägt, zusammen zu arbeiten. Im Innern der Scheune befindet sich ein grosser Konferenzraum, in dem ein kurzer Film über die Geschichte von John Steele gezeigt werden kann: dieser Fallschirmspringer ist buchstäblich am Kirchturm hängen geblieben. Die BesucherInnen können sich von der Frage bewegen lassen: wie kann ich dort, wo ich bin, Frieden stiften?

Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich eine Holzkonstruktion, die Kuppel der Stille, in der alle die Stille oder eine Pause erfahren können. Im oberen Stock lässt ein Gemälde verschiedene Bilder entdecken, je nachdem, durch welchen farbigen Filter es betrachtet wird. Es stellt vor die Frage: Welchen Filter benutzen wir in unseren Beziehungen? Dort ist auch ein Gebetsraum, in dem wir uns jeden Abend zum Abendlob treffen, zusammen mit denen, die mit uns beten wollen. Ein Lese- und Versammlungsraum ermöglicht den Empfang von Gruppen, insbesondere Schulklassen. Wir sind erstaunt, wie empfangsbereit die Menschen sind, wie sie sich von diesem Ort berühren lassen und uns ermutigen, weiterzumachen.

Eine weitere Herausforderung: Wie können wir als ökumenische Fraternität, aus verschiedenen Kommunitäten kommend, eine gemeinsame Form des Lobpreises finden? Und wir fahren fort, uns im Lauf der liturgischen Zeiten und Feste weiter aufeinander einzustimmen. Sehr dankbar sind wir für den wohlwollenden Empfang, sowohl in der katholischen Gemeinde, als auch in den evangelischen Gemeinden von St. Lô oder Cherbourg, in den Treffen der Ordensleute der Diözese oder den Treffen der evangelischen Kirchen. Dank unserer Anwesenheit konnten ökumenische Begegnungen angeregt werden.

Vor kurzem wurde Bischof Grégoire Cador zum Nachfolger von Bischof Le Boulc’h ernannt, der uns für diese neue Aufgabe angefragt hatte. Wir freuen uns, dass unser neuer Bischof seine Offenheit einbringen kann.

Die dritte Herausforderung war – und ist – uns im gemeinsamen Leben aneinander anzupassen. Unsere Kommunitäten sind verschieden, unsere Lebensweisen ebenso, aber im Wesentlichen stimmen wir ganz überein. Es galt, den Alltag gut zu organisieren, ebenso die Präsenz in der Scheune. Wir achten auch darauf, Räume der Stille, des Austauschs, der Retraite und des Gebets zu bewahren.

„Sorgt euch also nicht!“ Ja, erinnern wir uns an diesen Vers, denn die geplanten Veranstaltungen (Konferenzen, Konzerte, Ausstellungen) und deren Finanzierung können uns manchmal Sorgen bereiten. Wir sind vier Schwestern. Man könnte sagen: es ist ein bisschen verrückt, sich in ein solches Abenteuer zu stürzen. Und dennoch spüren wir, dass es richtig ist, angemessen.

Es ist, als hätten wir Samen geschenkt bekommen. Unsere Aufgabe ist es, uns darum zu kümmern, damit sie keimen und sich entwickeln können. Dabei stützen wir uns auf den Ganz-Anderen.

Sr. Pascale und die Schwestern vom Karmel St. Joseph: Catherine, Marie Thérèse und Anne-Marie, die seit Herbst bei uns ist.

Wir konnten unseren Gästeempfang wieder voll aufnehmen, mit neuen Menschen, die Grandchamp entdecken, und vielen VolontärInnen unterschiedlichster Herkunft. Gleichzeitig konnten wir mit der Sanierung einiger unserer Dächer fortfahren. Vielen Dank an die Gäste für ihr Wohlwollen, wenn wenig harmonische Klänge im Hof widerhallten.

Die BesucherInnen, die kommen, bringen ihre eigenen Geschichten mit. An dieser Stelle seien nur einige erwähnt: Claude Rault, ehemaliger Bischof der Sahara, Br. Sabino, Sr. Silvia und Br. Daniel aus Bose, Sr. Agnes von den Schwestern von St. André, Br. Mark-Ephrem, Abt der Holy Cross Abbey, Sr. Angelika aus Imshausen. So viele Gelegenheiten, um die Freundschaft zwischen unseren Gemeinschaften zu vertiefen.

Dan Jaffé, israelischer Religionshistoriker, hielt einen interessanten Vortrag über die Entstehung des Christentums, zu dem alle Interessierten eingeladen waren. Die Studierenden aus Bossey besuchten uns einen Tag: eine gute Gelegenheit, sich mit TheologInnen aus sehr unterschiedlichen Kirchen und Ländern auszutauschen.

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Neben dem Gästeempfang geht das Leben von Grandchamp auf vielfältige Art weiter:

Wir sind froh, dass wir mit einer Neuauflage unseres „Tageslobes“ in die Advents- und Weihnachtszeit eintreten können. Sie ist Frucht einer langen Arbeit an unserer Liturgie.

Mehrere Personen traten in den Dritt- Orden der Einheit und bei den Frauen im Dienst der Einheit (Servantes de l’Unité) ein.

Der Freundeskreis wächst. Ein grosses Dankeschön an alle Mitglieder für die Unterstützung durch Gebete, finanzielle Spenden und ehrenamtliche Tätigkeiten.

Zwei Schwestern der Kommunität von Mamré in Madagaskar verbrachten sechs Monate bei uns, um an der Ausbildung der Novizinnen teilzunehmen. Eine sehr geschätzte gegenseitige Bereicherung, die in diesem Winter mit dem Besuch einer weiteren Schwester fortgesetzt wird.

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Einige Töne aus Grandchamp klingen auch an anderen Orten:

Sr. Anneke und Sr. Gesine verbrachten einen Monat in Taizé, um den Jugendlichen zuzuhören.

Sr. Anne-Emmanuelle und Sr. Carolina nahmen  in  Rom  am  Wochenende

„Together – Versammlung des Volkes Gottes“ teil, das auf eine Initiative von Taizé zurückgeht: eine ökumenische Gebetswache als konkretes Zeichen der Synodalität aller Kirchen. Ein historischer Moment, der Heilige Geist wehte und gab Hoffnung auf dem Weg zur Einheit der Kirche!

Sr. Siong hielt eine Retraite für die Kleinen Schwestern Jesu in Tre Fontane. Sie war auch Teil des Animationsteam von ANANIE, einer Weiterbildung für Schwestern und Brüder der benediktinischen und zisterziensischen Familie aus verschiedenen Kontinenten. Sr. Gesine und Sr. Eva waren an einer Ausbildungsveranstaltung verschiedener Noviziate in Tamié.

Während der Gebetswoche für die Einheit der Christen nahmen Schwestern im Kloster Einsiedeln an der ökumenischen Vesper teil.

Sr. Anne-Emmanuelle und eine kleine Gruppe Schwestern feierten mit den Schwestern des Karmels St. Joseph deren 150-jähriges Jubiläum. Sr. Pierrette war bereits vor Ort, da sie die Retraite zur Eröffnung des Generalkapitels gegeben hatte.

Sr. Sonja vertrat uns beim Treffen von „Church and Peace“ in den Niederlanden, während Sr. Hannah und Sr. Embla nach Schweden reisten, um an einem Treffen von Ordensleuten (CIR) teilzunehmen.

Sr. Dorothea konnte, anlässlich des Treffens der Gemeinschaften des Netzwerkes Christophorus in Laski, einen kleinen Teil Polens entdecken.

Einige Schwestern besuchten die Gemeinschaft Chemin Neuf zu ihrer 50- Jahres-Feier in der Abtei Hautecombe – ebenso auch die Veilleurs in Paris anlässlich ihres 100-jährigen Bestehens. Eine Gruppe von Novizinnen hatte die Möglichkeit, die Fraternität von Bose in Assisi und die der Kleinen Schwestern Jesu in Rom zu entdecken.

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Im Sonnenhof hat die Erfahrung der „Weggemeinschaft“ gut begonnen und vertieft sich: eine Gruppe von Schwestern und Personen, die sich für eine bestimmte Zeit engagieren, um gemeinsam den Alltag zu tragen. Martha Jost hatte ihre Zeit im Voraus auf ein Jahr begrenzt, während Reinhild Schneider ihr Engagement um zwei Jahre ver- längerte. Susanne Grau stiess diesen Herbst zur Gruppe dazu. Das bisher Erlebte und das Abenteuer, das weitergeht, erfüllt uns mit grosser Dankbarkeit.

Wichtige Sanierungsarbeiten wurden durchgeführt, um die Qualität des Empfangs aufrechtzuerhalten.

In den Niederlanden bringen Sr. Janny, Sr. Christianne und Maria de Groot weiterhin ihre freundschaftlichen Töne ein.

Vergangenen Herbst ging Sr. Anne- Geneviève von uns. Mehrere Mitglieder unserer geistlichen Familie und viele andere Personen, die uns nahestehen, sind ebenfalls verstorben, u. a. fr. Pierre-Yves aus Taizé, P. Pierre aus Eygalières, die Pfarrer Jan Slomp, Nicodème Alagbada und Bonar Lumbantobing.

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Wo ist unser Schatz?

Mit Blick auf die Weihnachtszeit, die vor der Tür steht, wünschen wir Ihnen, dass Sie ihn durch das Licht eines Sterns entdecken, durch einen Blick voller Hoffnung. Möge der Segen des Weihnachtskindes Sie mit seiner Freude begleiten.

Ihre Schwestern von Grandchamp