Neues.... blüht auf

BRIEF AUS GRANDCHAMP 2021

„Was siehst du?“

Welch schönes Thema wurde uns am Ende unserer Quarantäne geschenkt! „Was siehst du? Die Blüte eines Mandelbaums sehe ich.“ (vgl. Jer 1,11)

Leicht allerdings ist dieses Thema nicht. Machtlos fühlen wir uns dem Leiden und den Prüfungen gegenüber, die so viele Völker erschüttern, machtlos auch jenen gegenüber, die unsere Umgebung oder gar unser eigenes Leben betreffen. Und doch richtet sich Gottes Frage an Jeremia auch an uns. Sie ist ein Aufruf zur Hoffnung, zum Vertrauen, zum Staunen, zur Dankbarkeit. Diese verbinden uns mit der göttlichen Quelle in uns, die uns zu Mit-Schöpfer*innen werden lässt. Gott handelt, schafft Neues, lässt uns Neues sehen. Doch lassen wir uns von der Frage herausfordern? „Was siehst du?“ Was sehen wir über das Chaos hinaus, jenseits von dem, was uns wie das Ende vorkommt, wie der Tod? Erkennen wir das neue Leben, mit dem uns Gott ein Zeichen gibt?

Sehen können wir nur, wenn wir den Kopf erheben, unseren Blick schärfen und auf unser Herz und auf Gott hören. Dann aber können wir sie aufblühen sehen, diese Mandelblüte, so zart, zerbrechlich und rein. Sie befreit uns aus unseren begrenzten und eingrenzenden Gedanken. Es gibt noch anderes zu sehen als das Offensichtliche. Welch eine Verheissung! Ein leichtes, schönes, poetisches Lebenszeichen schenkt unserem Herzen Sicherheit in den Unsicherheiten und Umbrüchen dieser Zeit und neues Vertrauen in die Kraft des Lebens. Jeremia wird nun von der Hoffnung leben können, dass sich dem Leben eine neue Zukunft eröffnet. Denn Gott wacht, er ist immer da und zeigt ihm vor den bevorstehenden schweren Ereignissen ein Zeichen neuen Lebens: eine Mandelblüte.

Fr. Richard von Taizé unterstrich während unserer Retraite, dass Jesus das Motiv der zarten, empfindlichen Schönheit im Bild der Lilien auf dem Felde (Mt 6) wieder aufnimmt. Wir können diese zarte und vergängliche Schönheit bejahen und lieben, weil Gottes Liebe niemals vergeht. Dazu genügt es, sich – heute – am richtigen Ort zu befinden: in Gottes Liebe. Dies kann uns aus unserer Not und Sorge befreien.

„Mandelbaum“ hat im Hebräischen dieselbe Wurzel wie das Wort „wachen“. Gott wacht und ruft uns auf, es ihm gleichzutun. Gott lädt uns ein zu wachen, aufzuwachen und präsent zu sein mit all unseren Sinnen, mit allem, was wir sind. Ja, verwundbar ist sie und zart, diese Blüte, doch ihre Früchte sind geschützt von einer harten Schale, die man aufbrechen muss, um sie essen zu können. Welche Verwandlung! Wachen, erwachen zu dieser neuen Sichtweise, nach einem Hoffnungszeichen Ausschau halten: einem Zeichen der tätigen Gegenwart Gottes, wie er es uns in dieser „kleinen Mandelblüte“ schenkt. Das Schöne wahrnehmen. Denn „Schönheit wird die Welt retten“, wie Dostojewski gesagt hat. Die angemessenste Sichtweise ist jene der Künstler*innen und der Kinder, denn sie haben diesen wachen Blick und die Fähigkeit des Staunens. Schönheit ist überall. Doch sie wahrzunehmen verlangt von uns, dass wir innehalten, uns Zeit nehmen, und so über das Sichtbare hinaus die Welt des Unsichtbaren wahrnehmen, die uns Zeichen gibt.

„Was siehst du?“ Betrachten und hören, einfach nur da sein. Wagen alles beiseite zu legen, was wir zu wissen glauben. Die Gefahr liegt im  eindimensionalen Denken, zu dem diese unruhigen Zeiten uns verleiten. Jenes eindimensionale Denken, das behauptet, die ganze Wahrheit zu besitzen und sich der Intuition in den Weg stellt. Es verweigert sich allem, was grösser ist als unsere Gedanken, allem, was aus einem Jenseits auftaucht, das uns übersteigt, überrascht, allem was nicht logisch ist, sich aber im Gebet erahnen lässt. „Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eureWege sind nicht meine Wege“, spricht Gott in Jesaja 55.

„Zuhören“, sagen die Rabbiner, „heisst die Welt des anderen besuchen.“ Also ohne ihn fassen, einfangen und meiner eigenen Sichtweise anpassen zu wollen. Das heisst: Fähig sein, eine andere Perspektive einzunehmen. Zuhören bedeutet: meine Reaktionen und Ansichten für den Moment bewusst zurückhalten, mich auf den Umweg über seine Sichtweise begeben, seinen Worten den ganzen Raum lassen. Einfach präsent sein, vor Gott und meinem Mitmenschen gegenwärtig sein, dem Geist Raum geben. So kann Neues entstehen. So zuzuhören heisst, in der wahren, authentischen Liebe zu sein. Es heisst, das Gleichnis der Gemeinschaft zu leben.

Häufig veranlasst uns die Konfrontation mit dem Tod, die wir in unserer Geschichte erlebt haben, Gott zu suchen und trotz allem an einen Sinn zu glauben. Im tiefsten Inneren wissen wir, dass wir von Gott herkommen und zu ihm zurückkehren. Unsere Zeit auf Erden lädt uns ein, in der Wirklichkeit Gottes, seines Reichs, verankert zu bleiben und sie in unserem Leben, d.h. unserer Lebensweise, unserem Zuhören durchscheinen zu lassen. Und – immer das Leben zu wählen! So kann auch diese Pandemie, die uns mit dem Tod konfrontiert, zu einer Lebensquelle werden. Vorausgesetzt wir wagen es, ihr ohne zu fliehen ins Auge zu blicken.

„Wenn die Welt um uns herum uns ängstigt, so stellt uns die christliche Hoffnung eine einfache Frage: Wie können wir all dies zu einer Gelegenheit machen, mehr zu lieben?“ (Adrien Candiard) Unser Jahresthema lädt uns ein, die Schönheit des Lebens zu sehen und zu betrachten. Wir können uns an ihr freuen und auf ihr Echo in uns hören, anstatt uns auf das zu fixieren, was nicht gut geht. Aus allem eine Gelegenheit machen, mehr zu lieben, und so dazu beitragen, Dunkelheit in Licht zu verwandeln.

Nichts kann uns trennen von der grossen Liebe Gottes, die uns umgibt. Nehmen wir diese Wirklichkeit in uns auf und lieben wir das uns geschenkte Leben – es ist schön! Selbst inmitten der Dunkelheit und des Todes, die uns zu beherrschen versuchen, leuchtet sie und gibt uns Zeichen. An uns ist es nun, die Augen und Ohren unseres Herzens ganz weit zu öffnen!

Zu Beginn dieses neuen Jahres, das auf uns zukommt: Was siehst du? Worauf lässt du dich ein? Worauf lässt du deinem Blick ruhen? Beim Betrachten des Kindes, das nun bald in Armut geboren werden wird: Für welche Wahrnehmung entscheiden wir uns? Welche Sichtweise wählen wir?
Wie fr. Alois schreibt: „Lassen wir Christus unseren Blick erneuern!“ Was, wenn alles nur darauf ankäme?

Sr. Anne-Emmanuell

Nach der Entspannung im Sommer 2020 begann die zweite Coronawelle. Alle mussten ihre Weise finden, mit dieser Herausforderung zu leben. Einladung, noch etwas Anderes zu suchen, zu sehen und zu hören.

Sich tragen lassen von den Wellen des Gebets

Nehmen wir im Durcheinander dieser Zeit das Wirken des Heiligen Geistes wahr? Dazu eine kleine Erfahrung.

Schon vor drei Jahren hatten wir begonnen, gemeinsam über die Gebetswoche für die Einheit der Christ*innen nachzudenken. Die Liturgie und die Texte – sehr sorgsam mit Hilfe des Ökumenischen Rates der Kirchen und des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christ*innen vorbereitet – wurden in der Broschüre  des Jahres 2021 veröffentlicht. Von vielen waren sie schon während ihrer Vorbereitung gelesen und geschätzt worden.

Alles war vorbereitet, alles beisammen, perfekt, bereit: die Liturgie, die Gebete, unser Online-Auftritt. Doch – Anfang Januar wurde unsere Kommunität von Madame Covid getroffen und in Quarantäne geschickt! Wir waren in Sorge um unsere erkrankten Schwestern, beschäftigt mit unseren Grundbedürfnissen, der Nahrung, der Gesundheit, und wir beteten, dass keine von uns schwer erkranken oder gar sterben würde.

Ich sass in meinem Zimmer, isoliert, allein, krank. Ich war traurig und zornig. Wir alle hatten das Heft für die gemeinsamen Gebete erhalten. Und nun musste also jede für sich allein beten, vor ihrer eigenen Kerze, ihrer eigenen Ikone, mit ihrer eigenen Bibel … „Welch ein Schlamassel, welche Enttäuschung!“ sagte ich mir und schaute wütend aus dem Fenster. Ein paar kleine Vögel bauten an ihrem Nest unter dem Dach der Arche, unserer – nun leeren – Kapelle!

Und – als hätte der Heilige Geist es mir ins Ohr geflüstert – erinnerte ich mich an Psalm 84: „Mein Herz und mein Leib jauchzen ihm zu, ihm, dem lebendigen Gott. Auch der Sperling findet ein Haus und die Schwalbe ein Nest für ihre Jungen – deine Altäre, Herr der Heerscharen, mein Gott und mein König.“

In diesem Moment kam in mir etwas wieder in Ordnung, hat sich wie gewandelt. Auf einmal verstand ich: Wir beten doch, seit es unsere Gemeinschaft gibt, für die Einheit der Christ*innen. Ist es dann nicht so, dass wir in dieser besonderen Woche vom Gebet der anderen für die Einheit getragen werden können? Während viele Menschen in der ganzen Welt mit Hilfe des Materials beten, das wir vorbereitet haben, können wir da nicht auch ein wenig loslassen und uns diese Woche um uns selber sorgen? Weder beginnt noch endet das Gebet durch unsere Anstrengung, durch unsere Erfolge oder Niederlagen. Es ist eine Welle des Gebets, die uns trägt und auf der wir segeln. Diese Welle ist gross und stark genug, dass sie auch ohne uns diese eine kurze Woche überleben wird!

Glücklicherweise konnten ab Mitte der Woche die nicht erkrankten Schwestern einmal täglich für das Abendgebet in der Kapelle zusammenkommen. Diese Welle des Gebets hat mich getragen, und so habe ich aus ganzem Herzen zum Gebet zurückgefunden, in meinem Zimmer, isoliert, krank, allein. Hätte ich diese Erfahrung des Gebets machen können, wenn alles glatt gelaufen wäre, so wie wir es geplant und erträumt hatten? Da bin ich mir gar nicht so sicher.

Ja, überraschend sind sie, die Wege des Geistes, und bringen so manches durcheinander. Und doch können wir darin Gott wahrnehmen, der uns trägt. Mögen wir immer mit gehissten Segeln weiterfahren auf den Wellen des Gebets, angetrieben durch den Wind des Geistes!

Sr. Marlieke

Von Hilary aus England:

Pandemie! Zu Beginn des ersten Lockdowns sagte ich mir – und habe es sogar geschrieben: „Dafür sind wir Frauen im Dienst der Einheit (Servantes de l’Unité, SU) geschaffen, das sind wir gewohnt! Alleine leben, doch mit anderen im Gebet verbunden, das ist unsere Berufung.“. Doch das war wohl übereilt. Der Lock-down  dauerte länger als erwartet. Jede von uns hat in ihrem Leben zahlreiche Beziehungen zu Menschen, die wir auf einmal nicht mehr treffen konnten. Lange Zeit waren zudem die Kirchen geschlossen – keine Eucharistie, keine Gottesdienste, keine Lieder, kein Gemeindeleben. Einschneidender noch war das allgemeine Klima von Unsicherheit und Angst.

Schon seit einiger Zeit hatte ich das Abendgebet übers Internet zusammen mit der Kommunität gebetet. Doch zu Beginn der Pandemie stellte ich bald fest, dass ich morgens immer später aufstand und abends später zu Bett ging. Mehr Struktur brauchte ich, einen neuen Tagesrhythmus. Zum Glück war es Frühling, die Sonne ging jeden Tag ein paar Minuten früher auf. Schliesslich fand ich es schön, um 6 Uhr aufzustehen und mit der Kommunität zusammen zu beten, Gottes Lob zu singen. Und dies noch bevor mein Kopf voll war von all den Gedanken und Vorhaben für den Tag. Vor dem Frühstück blieb mir dann noch Zeit für das persönliche Gebet oder die Meditation. Beten vor dem Computer, ja das geht. Und ich kann dabei die Bäume vor meinem Fenster grünen, blühen und später gelb werden sehen.

Kurz nach Beginn des ersten Lockdowns feierten wir Ostern. Kein Gedanke an Gottesdienste in unseren Gemeinden. Aber die Kommunität schuf eine Möglichkeit, übers Internet an der Osterretraite teilzunehmen. Ich war begeistert! Am Ostermorgen stand ich sogar um 4 Uhr auf und entzündete draussen ein kleines Osterfeuer! Ich wusste, dass ich es gemeinsam mit den Schwestern der Kommunität und mit vielen SU tat, die immer zahlreicher über Internet verbunden waren. Und das heisst auch mit der weltweiten Kirche.

Im Januar 2021 waren auch die Schwestern in Quarantäne, jede allein in ihrem Zimmer, und auf einmal war Schluss mit den Übertragungen aus der Arche. Für uns, die wir so weit verstreut leben, war es ein Schock, ein riesiges Loch. Aber es erinnerte uns daran, dass unsere Gemeinschaft im Gebet nicht vom Internet abhängig ist! Und die Meditationen zur Gebetswoche für die Einheit waren schon verfügbar. Wir SU – zumindest viele von uns – haben wie viele andere gelernt, uns über Zoom zu
treffen. So haben wir die Woche vom 18.- 25. Januar viel stärker in Gemeinschaft erlebt als in anderen Jahren.

Doch die Pandemie war nicht zu Ende. Jede blieb zuhause allein. Uns morgens und abends den Fürbitten der Kommunität anzuschliessen verbindet uns ganz real und konkret mit der Welt. Gemeinsam beten wir für wirkliche Personen und wahre Situationen. Wir brauchen dies auch als Ermutigung, um im Gebet nicht nachzulassen.  Uns täglich für einige Zeit diesem Gebet anschliessen zu können, bedeutet eine grosse Hilfe in unserem Engagement.

So danken wir Gott für all diese Erfahrungen in dieser unvorstellbaren Zeit, für diesen gemeinsamen Weg im Gebet, und der Kommunität für alles, was sie mit Hilfe der Technik mit uns teilt.

Corona hin oder her, die praktische Arbeit musste weitergehen. Was gab es dabei Neues zu sehen?
Hier der Bericht einer Volontärin:

Meine ersten Erinnerungen an die Kommunität gehen auf die Zeit zurück, als ich 20 war. Wir nahmen damals mit 6 Freund*innen aus den Jugendgruppen von  Colombier und Neuchâtel an den Stundengebeten teil. Wir waren Fans von Sr. Anne-Marie, und manchmal kamen wir gar mit unseren Gitarren ans Gebet, noch  etwas vergammelt nach einer durchwachten Nacht um ein Feuer am See. Seither ist dieser Ort für mich ein ganz besonderer geblieben, vertraut, ein Ort der Stärkung und des Friedens. Als ich mich dann nach 30 Jahren in Genf für meinen Ruhestand wieder in Auvernier niedergelassen habe, kam in mir der Wunsch auf, mich ins  alltägliche Leben der Kommunität einzubringen.

Jeden Mittwoch komme ich in die Waschküche und lasse etwa hundert Küchentücher, Handtücher, und Ähnliches durch die Mangel laufen, Zeugen eines intensiven  und arbeitsamen Lebens in diesem scheinbar so ruhigen Ort. Dann mehrere Dutzend Servietten, wovon mich einige an die Tischwäsche unserer Vorfahren erinnern,  damastartige Stoffe, verziert mit geheimnisvollen Initialen und fast durchsichtig, so viele Münder haben sie schon gesäubert. Am meisten berühren mich die  Taschentücher, vor allem dann, wenn es viele davon hat: So viele gesammelte Mikroben! Oder waren es Tränen? Manchmal hat es auch grosse weisse Tischtücher: Feiern? Geburtstage? Was ich gerne habe, sind die Schleier der Schwestern, weil da die Namen drinstehen, die bestimmte Gesichter in mir auftauchen lassen. Schon  gilt ein Gedanke dieser Schwester …, und der nächste jener … So hat man Woche für Woche das wichtige Gefühl, zur Familie zu gehören.

Dieses Engagement in Grandchamp ist ein Fixpunkt in meiner Woche als Rentnerin. Es bringt mir die Genugtuung, etwas Nützliches, Einfaches und Konkretes zu tun.  Es ist – nicht immer – eine Zeit des Innehaltens in jener Stille, die der Kommunität und auch mir so lieb ist, eine Zeit besonderen Austauschs, die oft im Abendgebet  noch weitergeht. Wenn ich wieder zuhause bin, sehe ich von meiner Terrasse aus das grosse Dach der Arche. Es ist kein Kirchturm, aber ein – Stern! Da fällt mir ein  inspirierter Satz eines meiner Gesangslehrer ein, der an Aids verstorben ist: „… damit deine Furche gerade wird, hänge dich an einen Stern …“

Martine

Diese Erfahrungsberichte sind kleine Schritte, die uns helfen, unsere Sichtweise zu erneuern. Was können wir sonst noch sehen, wenn wir betrachten, was die Kommunität gelebt hat?

In Grandchamp: Wir haben oft gemeinsam darüber nachgedacht, wie wir uns den Herausforderungen der Pandemie stellen sollten. Dabei zeigte sich, wie wichtig es für uns ist, uns immer wieder neu im Wesentlichen zu verankern, um in unseren Beziehungen eine gute Qualität des Hinsehens und des Zuhörens zu erleben und  unsere Verschiedenheit zu respektieren. Diese Verankerung hilft uns, unsere Schwächen gemeinsam zu tragen in Dankbarkeit für die Gaben einer jeden. Sie hilft uns  auch, bei der Arbeit verfügbar und kreativ zu sein und uns gegenseitig zu helfen. Der Umzug von Sr. Heidi-Elisabeth für das neue Projekt auf den Sonnenhof und die Rückkehr von Sr. Irmtraud und Sr. Miriam nach Grandchamp führten zu etlichen Veränderungen. Obwohl wir so zahlreich sind, benötigen wir zusätzliche Hilfe.  Angeregt durch eine externe Supervision zur Organisation unserer Arbeit, sowie durch die Erfahrungen im Sonnenhof, beabsichtigen wir einen „Freundeskreis von  Grandchamp“ ins Leben zu rufen, der uns unterstützen kann. So wird unsere Bedürftigkeit zu einer Gelegenheit zum Austausch und zu gegenseitiger Bereicherung.

Eine Fortbildung über das Zuhören mit Pfr. Pierre-André Pouly und Yolande Boinnard hat uns sehr geholfen, unser eigenes Zuhören zu verfeinern. Der Leitsatz der  Übungen „Habe ich dich richtig gehört?“ lässt einen „Zwischenraum“ entstehen, der Absichtslosigkeit in der Beziehung ermöglicht.

Der Empfang verlangte von uns  ebenfalls viel Kreativität und diverse Umgestaltungen. So galt es etwa, den Empfangsraum in ein Esszimmer für die Gäste umzuwandeln. Einige Retraiten mussten  abgesagt werden, andere konnten nur mit einer beschränkten Anzahl von Teilnehmenden oder über Internet stattfinden.

Treffen und Kontakte: Auch unsere  Beteiligung an verschiedenen Treffen war sehr beschränkt oder fand über Zoom statt. Auf diese Weise konnten wir etwa während der Gebetswoche für die Einheit auf Anfragen für Interviews und andere Anliegen aus verschiedenen Ländern und Kirchen eingehen. Im März konnte sich Sr. Anne-Emmanuelle mit benediktinischen  Äbtissinnen aus Belgien über … die Zeit nach Covid (!) austauschen. Sr. Sonja nahm an der Begegnung von Church and Peace teil. Sr. Pascale hielt ein Referat beim Treffen der Association St. Silouane in St. Maurice – das glücklicherweise real stattfand, nicht nur über Internet – und Sr.  Carolina konnte am Christlichen Forum der französischen Schweiz teilnehmen.

Und: Sr. Françoise malte einen Kreuzweg, der gerade veröffentlicht wurde!

Was sehen wir sonst noch?

Feste! Während des Schwesternrates, am 6. August, dem Fest der Verklärung Christi, haben wir auch die Profess von Sr. Svenja und die 50-jährige Profess von Sr.  Christianne und Sr. Ingeborg-Marie gefeiert. Leider konnten wir nichtso viele Gäste einladen wie üblich, aber von nah und fern haben Sie uns mit Ihrem Gebet und  Ihren Freundschaftsbekundungen begleitet, Zeichen der Treue des Herrn über unseren Leben! So wie auch die 60-jährige Profess von Sr. Anne-Geneviève und Sr.  Monique die wir am 3. September feiern durften.

Neues auf dem Sonnenhof: Anfang 2022 beginnt dort das Projekt „Weggemeinschaft“: eine weitere Form des gemeinsamen Lebens. Schwestern von Grandchamp  werden dort mit „Compagnon*nes“ eine zeitlich begrenzte Lebensgemeinschaft bilden. Zusammen werden sie den Auftrag dieses Ortes der Stille und der Besinnung  weitertragen. Ein Abenteuer, das viel Vertrauen und Mut erfordert!

In Woudsend (Niederlande) haben Sr. Christianne mit Maria de Groot sowohl schwerere Momente als auch Lichtpunkte erlebt, immer getragen von Hoffnung und  Gebet. Ihre Kreativität konnte sich in ihrer schriftstellerischen Arbeit und durch die Solidarität, die im Dorf lebendig wurde, entfalten.

Die Bewohner des Catharinahofs in den Niederlanden, wo Sr. Janny lebt, waren stark von den Restriktionen betroffen. Doch das Gebet blieb lebendig und wurde  durch die Nachrichten angeregt, welche die Bewohner*innen unter sich austauschen konnten, manchmal auch Echos auf fernen Ländern.

Sr. Anne-Geneviève hat im Heim, wo sie lebt, diese Restriktionen ebenfalls zu spüren bekommen, wie vor allem auch Sr. Gabrielle im Foyer Handicap. Ja, schwierig  war diese Zeit, wo keine gemeinsamen Aktivitäten möglich waren, kein Singen, keine Theaterproben. Doch nun eröffnen sich neue Möglichkeiten, neue Hoffnung kann sich entfalten.

Was sonst noch?

Fraternitäten bleiben uns ein Herzensanliegen. So denken wir weiterhin über eine Präsenz in Taizé nach – einzig Sr. Lucie-Martine konnte dieses Jahr zwei Monate  dort verbringen – sowie in Israel. Zudem haben uns die Schwestern vom Karmel Saint Joseph angefragt, mit ihnen in der Normandie eine ökumenischen Präsenz als  Zeichen der Versöhnung zu leben.

Unsere geistliche Familie
Mehrere neue Personen sind mit den SU und dem Dritt-Orden der Einheit unterwegs. Beide Gruppen konnten sich nicht wie gewohnt treffen, doch die Verbindungen und der Austausch unter ihnen haben deswegen nicht nachgelassen.
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Viele langjährige Freunde sind von uns gegangen: Mitglieder unserer geistlichen Familie, des Dritt-Ordens, der SU, der Foyers d’Unité und viele andere. Von ihnen seien nur fr. Sylvain von Taizé genannt, und Cheikh Allaoui von der Sufi-Bruderschaft Alâwiyya. Zusammen mit seiner Familie haben wir ihn mit einem Gebet in der  Arche Gott, dem Barmherzigen, übergeben.

Unsere Schwester Hiltje ist im November 2020 friedlich von uns gegangen. Bis am Schluss hat sie ihren wohltuenden Sinn für Humor behalten.
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Wir sind sehr dankbar und berührt für alle Gaben und alle Zeichen der Treue und der Freundschaft, die wir von so zahlreichen Freund*innen in dieser Zeit der Pandemie erhalten haben.
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Mögen Sie auch dieses Weihnachtsfest den Neugeborenen in ihrem Herzen willkommen heissen, damit darin eine Mandelblüte erblühen kann.

Ihre Schwestern von Grandchamp